WiYou.de – Ausgabe 01/2022

Ist Kunststoff noch zukunftsfähig? Ja, auf jeden Fall – und zwar dann, wenn es sich nicht um Wegwerfprodukte, sondern um zu einhundert Prozent recyclingfähige Kunststoffprodukte handelt, wie bei der Firma conpearl. Hier werden Fertigteile und Halbzeuge für die Automobil und Packagingindustrie hergestellt. „Dafür recyceln wir nicht nur unsere eigenen Produkte wieder, sondern vor allem Kunststoffmüll und Restwertstoffe aus anderen Unternehmen. So ist die Verarbeitung von Kunststoff in der Bilanz umweltverträglicher als die Verwendung von Naturfasern oder Verbundstoffen“, erklärt Pascal. Er hat bei conpearl seine Ausbildung zum Verfahrensmechaniker für Kunststoff und Kautschuktechnik abgeschlossen und wurde als solcher direkt vom Unternehmen übernommen. Auch ihm ist der Nachhaltigkeitsaspekt wichtig. „Gerade, weil ich durch meinen Beruf sehr viel Hintergrundwissen habe.“ Er hat uns zu einem Rundgang bei conpearl eingeladen, um uns das mal ein wenig genauer zu erklären. Deine Zukunft mit recyceltem Kunststoff Anzeige WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 12022 ernst. Es gibt einen großen Unterschied zwischen den Wegwerfartikeln, die schlimmstenfalls einfach in den Wald geworfen werden oder als Mikroplastik imMeer landen, und einem Produkt, das mehrfach wiederverwendet wird und für das, anders als zum Beispiel für Holz, nicht jedes Mal Bäume gefällt werden müssen.“ Aber nochmal zurück zum Granulat. Das bekommt Pascal als Verfahrensmechaniker direkt an die Maschine geliefert, mit der er daraus Folien herstellt. Dazu bekommt er ein Rezept. Darauf steht, welche Zusätze er in welchem Verhältnis zugeben muss. So werden unter anderem Farbe, die UVBeständigkeit und die Biegsamkeit des Kunststoffes bestimmt. Die Rezepte kommen aus der Entwicklungsabteilung, wo sie für jeden Kunden individuell erstellt werden. Auch das hat Pascal während der Ausbildung gelernt. Sein Hauptarbeitsplatz ist aber die Produktionsmaschine. Hier muss er zunächst den Rohkunststoff und die Zusätze einfüllen und die entsprechenden Einstellungen an der Steuerungstechnik vornehmen. Gemischt, geschmolzen und geformt wird dann automatisch. Allerdings darf sich Pascal nicht blind auf die Einstellungen verlassen. „Zu meinen Aufgaben gehört auch, zu kontrollieren, ob das, was ich herstelle, genau den Vorgaben entspricht. Wenn etwas nicht passt, muss ich schauen, wo der Fehler liegt. Das ist manchmal gar nicht so einfach und kann eine echte Knobelaufgabe sein – aber gerade das macht mir viel Spaß und bringt ein gutes Gefühl, wenn es schließlich klappt." Die Firma conpearl hat drei Standorte in Deutschland, einen davon in Geismar. Zu conpearl kam er, weil er sich für einen technischen Beruf interessierte und viel Gutes über das Unternehmen gehört hatte. „Wir stellen den Rohkunststoff, den wir verarbeiten, selbst her. Aber nicht aus Erdöl, sondern durch Recycling von Restwertstoffen. Das heißt, wir bekommen Kunststoffabfall, den wir zerkleinern und schmelzen. Aus dieser Schmelze stellen wir ein Granulat her und das wird dann zur Produktion der neuen Kunststoffteile eingesetzt.“ Das sind zum Beispiel Teile der Innenraumverkleidung von Fahrzeugen oder auch Transportboxen für die Verpackungsindustrie. Letztere ersetzen die großen Metallkörbe, in denen Supermärkte ihre Waren geliefert bekommen. Kunststoffboxen sind umweltschonender, denn sie sind leichter und können platzsparend zusammengefaltet werden. Das spart Energie beim Transport. Außerdem sind sie langlebig und können immer wieder verwendet werden. „Und sollten sie doch mal kaputt gehen, schmelzen wir sie wieder ein und stellen neue Boxen her. Das ist ein Prozess, der zum einen unendlich oft wiederholt werden kann, ohne dass neue Rohstoffe gebraucht werden, und der zum anderen weniger Energie braucht, weil Kunststoff leicht zu verarbeiten ist.“ Zumindest, wenn man wie conpearl mit einhundertprozentigem Polypropylen arbeitet, also mit reinem Kunststoff. „Ich weiß natürlich, dass Kunststoff nicht unumstritten ist. Gerade wenn man mehr Hintergrundwissen hat, nimmt man das Thema

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